Sprache ist manchmal wichtig. Deshalb überlegt sich die Werbewirtschaft gerne wirkungsvolle Namen. So hatten viele Leute bei dem Namen „Müller-Thurgau“ nur wenig positive Gedanken. Trotzdem ist der Müller-Thurgau eine der erfolgreichsten Neuzüchtungen Anfang des 20. Jahrhunderts. Hermann Müller aus dem Thurgau züchtete die Sorte an der Forschungsantsalt Geisenheim im Rheingau.
Der Wein hat viele Vorteile für die Winzer und für die Weinliebhaber. Die Pflanze stellt nur geringe Ansprüche und ist ertragreich. Und wer als Weintrinker die Säure nicht so gut verträgt, wird beim Müller-Thurgau „seinen“ Lieblingswein finden. Man kann ihn übrigens auch perfekt für eine erfrischende Weinschorle verwenden.
Nur die Sprache! Müller-Thurgau klingt einfach nicht schick genug. Deshalb verwenden die Winzergenossenschaften neuerdings gerne das Wort „Rivaner“, das aus Riesling und Silvaner gebildet ist. Als dieser Name konstruiert wurde, dachte man noch, dass der Müller-Thurgau eine Kreuzung aus Riesling und Silvaner sei. Warum der Riesling nur eine halbe Silbe und der Silvaner gleich zwei ganze Silben abbekommen hat, als der neue Name entstand? Nun wie würde denn „Silling“ oder „Silvaling“ klingen? Oder hätte man „Riesaner“ sagen sollen? Die Wortschöpfung geht also genau so gut über die Lippen wie der Rivaner selbst.
Das Wort ‚Rivaner‘ sei schon in den 60er Jahren in Südosteuropa gebräuchlich gewesen, erläuterte uns Professor Dieter Hoffmann, der an der Weinfachhochschule in Geisenheim das Fach Weinökonomie verantwortet. In Deutschland sei dann der Begriff Rivaner an die Stelle des Namens Müller-Thurgau getreten, um die guten Weine dieser Rebsorte von den minderwertigen abzugrenzen. Sofern sich also alle WInzer daran halten nur die guten Müller-Thurgau-Weine als ‚Rivaner‘ zu bezeichnen, dann hätte die Namensgebung einen Sinn.
Heute müsste man denn Rivaner dann eigentlich wieder zurück benennen oder ihm einen neuen Namen geben . Denn was Hermann Müller da gekreuzt hatte, das wusste nicht einmal er selber so genau. Vor ein paar Jahren hat man mit Genanalysen herausbekommen, dass er für den Müller Thurgau Riesling und Madeleine royale gekreuzt hat – mit der königliche Magdalene als Vater. Zuerst dachte man, diese Rebe sei aus dem Gutedel hervorgegangen, das stimmt aber auch nicht. Denn 2009 hat man Madeleine royale als eine Kreuzung aus Pinot und Trollinger entlarvt. Vielleicht sollte man den Müller-Thurgau heute also lieber Pieninger Troll nennen. Letztlich ist das auch egal, angeblich sprechen die Japaner den Riesling ‚Lisulingu‘ aus.