Weinbau im Norden II – Rebsorten Teil 1

Es wissen inzwischen alle: Nicht nur an den Elbhängen über dem Hamburger Hafen, sondern sogar in Schweden wird Wein angebaut. Genauer gesagt: auf Oeland und Gotland. Für uns ist nun daran spannend, welche Rebsorten sich bei den Skandinaviern bewährt haben. Es verlangt ja nicht nur die kurze Saison, der Wein möge schnell wachsen und früh reifen, sondern das unbeständige Wetter erfordert Sorten, die gut gegen Mehltau und andere Parasiten schützt. Genau diese Bedingungen sind bei uns ähnlich, hinzu käme viellecht, dass es auch in der Erntezeit bei uns an der Nordsee etwas windiger sein könnte als am nordeuropäischen Binnenmeer.

Link zum schwedischen Weingut auf ÖlandDie einzige prominente Sorte, die der schwedische Winzer auf Öland empfiehlt, ist der Regent. Allerdings besagen die Handbücher für Rebsorten, dass der Regent bei Wind leicht einmal verrieselt, das heißt: Die Rebe wirft die Blüten ab. Und gerade bis zum Ende der Schafskälte im Juni gibt unsere Witterung auch viel Wind her. Doch was sagt der Dichter? Probieren geht über studieren.
Es stehen weitere dunkle Beeren zur Auswahl, sie sind nur bei uns nicht so bekannt. Rondo ist eine Hybride, die schon 1964 entwickelt wurde. Seit 1997 ist sie als Sorte zugelassen. Rondo erfordert eine gute Lage, hat geringe Ansprüche an den Boden und ist gut frost- und mehltauresistent.
Wenn es einen Spätburgunder gibt, dann? Genau: der Frühburgunder. Und der trägt seinen Namen, weil er tatsächlich zwei Wochen früher reift als sein Namensvetter. Im Süden hat das zur Folge, dass er nicht mehr von der Grauschimmelfäule erwischt werden kann. Der Frühburgunder wünscht sich leicht erwärmbare Böden, drum blüht er auch früher. Es gibt ihn in zwei Varianten, die Geisenheim-Klone sind ertragreicher und bilden weniger Zucker, die Wasem-Klone sind süßer, sind aber auch empfindlicher und bringen weniger Ertrag.
Lob erhält auch die Sorte Siramé der Schweizer Weinschule Meier, die ihre eigene Entwicklung aus dem Jahr 1970 auch als rankende Rebe für Haus und Garten empfiehlt. Im gewerblichen Anbau wird sie für hohe Lagen empfohlen. Regent und Rondo kennen wir schon aus dem größten kandinavischen Anbaugebieten, nämlich Jylland und Fyn. In der nächsten Folge wird dann auch der Léon Millot vorgestellt.